Die Untere Mühle in Kirschhausen war eine 1805 erbaute Mahlmühle. Im Vergleich mit den vielen anderen Heppenheimer Mühlen war sie eine recht große Mühle. 1898 besaß sie gemäß einer Versteigerungsanzeige 2 Mahlgänge und einen Schälgang. Außerdem war damals auch eine Schleifmühle nahe bei der Mahlmühle auf dem Mühlengrundstück. Das Wasserrad auf der Südseite der Mühle wurde über einen Mühlgraben aus dem Stadtbach (Kirschhäuser Bach) gespeist.
Der Müller Johann Schäfer, Senior, geboren 1760, gestorben 1831, erhielt 1805 die Konzession zur Errichtung einer Getreidemühle. Er besaß bereits eine Schneidmühle (Schleifmühle genannt, siehe Station 21), die an der Siegfriedstraße etwa 50 m oberhalb der Unteren Mühle lag. Die neue Getreidemühle (Mahlmühle) wurde auf dem Areal, auf dem heute die Gaststätte "Zur alten Mühle" steht, erbaut.
Über vier Generationen stellten Johann Schäfer und seine Nachfahren die Müller auf der Mühle. Allerdings starb sein Sohn Johann 1834 schon mit 51 Jahren. Der aus Fürth stammende Müller Leonhard Zeiß kam jetzt in den Besitz der Mühle. 1864 wurde er als Mahlmüller auf Platz 38 der 61 Höchstbesteuerten des Steuercommissariats Heppenheim eingestuft. Er besaß das Anwesen bis zu seinem Tod im Jahr 1866. Da er keine geeigneten Nachfahren hatte, kam die Mühle wieder in den Besitz der Kirschhäuser Müller-Familie Schäfer. Philipp Schäfer I. wurde Müller auf der Unteren Mühle. Um 1885 übergab er die Mühle an seinen Sohn Johann Schäfer II. Als dieser 1893 im Alter von nur 39 Jahren starb, waren seine 3 Söhne noch Kinder und es fehlte ein Nachfolger. Sein alter Vater (Philipp Schäfer I., geboren 1828, gestorben 1901) übernahm nochmals das Mühlenanwesen mit Mahlmühle, Schleifmühle und der nahegelegenen Schneidmühle (Schleifmühle genannt). 1898 bot er das gesamte Anwesen mit allen drei Mühlen zur Versteigerung an. Verkauft wurden wohl nur die Schneidmühle und die nahegelegende Schleifmühle, denn die Mahlmühle wurde von seiner Witwe 1905 erneut zur Versteigerung angeboten. Das Anwesen wurde aber nicht an Fremde verkauft, sondern blieb im Besitz der Familie Schäfer bis heute.
Die Mahlmühle wurde in der Zeit zwischen 1898 und 1907 stillgelegt und das Inventar verkauft. 1909 wurden die "Champagner-Mühlsteine" von dem Besitzer Adam Schäfer IV. verkauft. Im Feuerversicherungsbuch wird das Gebäude 1910 nur noch als "Alte Mühle, 2 Stock mit Wohnung" aufgeführt.
Durch den Abriss des alten Mühlengebäudes um 1973, den Neubau der Gaststätte "Zur alten Mühle" und des "Mühlenkellers" sowie den Bau der Brentanostraße wurde das Gelände völlig neu gestaltet. Nur das Gesindehaus (Siegfriedstraße 303) blieb erhalten und wurde an gleicher Stelle um 2005 durch einen Neubau ersetzt.